Sozialisation - Qualität Oder Quantität

Als Welpenbesitzer bekommt man einen Tipp sehr häufig von Hundeschulen oder anderen Hundebesitzern. "Der Hund braucht so viele Kontakte wie möglich um sozial zu werden" doch ist das wirklich so? Ist Quantität (=häufig) oder Qualität (=gute) wichtiger?

Ich beschreibe einmal was bei beiden passieren könnte.

● Quantität ●

Nehmen wir mal an ihr befolgt den Tipp und geht in jedes Gebiet wo ihr wisst das dort sehr viele Hunde frei laufen. Ihr denkt euch nichts böses und geht euren Weg und die ersten Hunde liegen schon hinter euch. Manche davon haben mit eurem Welpen gespielt, andere fanden ihn völlig uninteressant. 20 Meter vor euch seht ihr schon den nächsten Hund. Der Hund ist aber nicht so wie die anderen, er rennt mit hoch erhobener Rute und gefletschten Zähnen auf euren Welpen zu und beißt ihn. Ihr seid völlig erschrocken aber der Halter des anderen Hundes sagt nur "Das ist normal, das gehört so. Er zeigt ihm nur das er sich unterzuordnen hat" ihr glaubt das und geht ruhigen Gewissens weiter, einmal ist doch keinmal denkt ihr euch. Ihr geht nun jeden Tag mit eurem Welpen in diesen Gebieten umher ihr trefft viele Leute und viele Hunde, es gab auch ein paar die euren Welpen gebissen haben aber das ist ja normal denkt ihr euch. So lernt er. Euer kleiner Schatz ist nun in der Pubertät, er ist schnell groß geworden nicht wahr? Ihr seid wie immer unterwegs und trefft auf einen Hund. Doch plötzlich verhält sich euer Jungspund gar nicht mehr so unterwürfig und verspielt. Er hat einen Kamm und brummt den anderen Hund an, dieser geht eurem Hund aus dem Weg. Ihr denkt euch, naja die mögen sich halt nicht, kann ja vorkommen. Doch dieses Schauspiel wiederholt sich bei jedem Hund und es kommt wie es kommen muss, es kommt zu einem Kampf. Die Leute werfen euch an den Kopf das der aggressiv ist und nicht sozial. Aber ihr habt doch alles getan um ihn zu sozialisieren besten Gewissens natürlich.

Was ist passiert? 

Der Hund hat gelernt das Frauchen und Herrchen ihm nicht helfen wenn ein Hund in angreift. Er hat gelernt auf sich selbst gestellt zu sein und hat sich einen Selbstschutz antrainiert. Ich greife an bevor andere mich angreifen. Er hat nicht gelernt sozial zu werden sondern das auf seine Besitzer kein Verlass ist und er sich selbst verteidigen muss. Euer Hund ist nicht sozial und muss resozialisiert werden denn bei euch sind viele Fehler passiert.

● Qualität ● 

Ihr habt euch gut über Hundeerziehung erkundet bevor euer Welpe bei euch einzog, ihr seid auf vieles sehr gut vorbereitet und für euch ist klar. Hundebegegnung ja - aber nur mit sozialen Hunden. Ihr seid im Stadtwald spazieren und euch begegnet eine freie Hündin, sie legt sich hin und wedelt freudig mit der Rute. Ihr schaut euch die Situation an und befindet den Hund für sozial also lasst ihr euren Welpen spielen. Die Hündin ist sehr sanft mit dem Welpen, er rauft mir ihr und sie lässt alles mit einer Engelsgeduld zu. Ihr lasst die zwei ein paar Minuten spielen und setzt euren Spaziergang fort. Das war eine tolle Begegnung denkt ihr euch. Plötzlich vernehmt ihr ein lautes krachen und plötzlich steht da ein Hund, Zähne fletschend und euren Hund fixieren. Ihr entscheidet schnell das dies der falsche Umgang ist und geht dem Hund aus dem Weg. Die Zeit rennt und rennt und irgendwann kommt die Zeit das euer Welpe nun ein Jungspund ist. Ihr haltet euch immernoch daran das ihr nur Hundekontakte mit sozialisierten Hunden zulasst. Nach einer kleinen Weile trefft ihr den ersten Hund auf eurer heutigen Runde, es ist die Hündin von damals, beide freuen sich sehr und spielen ein paar Minuten. Verzückt beobachtet ihr die zwei und seid innerlich ganz stolz auf euch. Irgendwann verabschiedet man sich und jeder geht seines Weges. Ihr denkt an nichts böses als plötzlich ein fremder Hund vor euch steht und sich sofort auf euren Hund stürzt, der ist völlig verdutzt und versucht dem Hund auszuweichen. Ihr geht sofort dazwischen und haltet den fremden Hund fest und übergebt ihn den Besitzer der nach 5 Minuten endlich mal eintraf. Dieser sagt euch "Der tut nix. Der klärt nur das er der Chef ist" da ihr euch gut erkundigt habt entgegnet ihr das Hunde die sich nicht kennen, nichts zu klären haben. 

Was ist passiert? 

Es wurde von Anfang an alles richtig gemacht, euer Welpe ist zu einem sehr sozialen Hund heran gewachsen der Streitigkeiten aus dem Weg geht und euch blind vertraut wenn er in eine brenzlige Situation gerät. Ihr habt alles richtig gemacht.